Patient:innen treten ins Rampenlicht - Wie nahe kann ihnen Pharmamarketing in Zukunft kommen?

Patient:innen informieren sich heute online, nutzen Gesundheits-Apps und schätzten einen holistischen Ansatz bei der Behandlung. Sie wählen medizinisches Fachpersonal nach Bedarf und beeinflussen auch die Wahl ihrer Therapie. Für die Pharmaindustrie eine Chance, neue Wege zu Mediziner:innen und Patient:innen zu erschliessen.

Bei der Entwicklung von Produkten und der Durchführung von klinischen Studien etabliert sich das patientenzentrische Denken und Vorgehen zunehmend. Es ist ein wichtiger Wandel in einer Branche, deren Fokus traditionell auf der Krankheit liegt. Für das Pharmamarketing sind die Hürden noch hoch, vor allem bei verschreibungspflichtigen Therapien ist der direkte Zugang zum Patient:innen in Europa in den meisten Fällen nicht möglich.

Rollenwechsel 

Während die Patient:innen ihr Informationsverhalten und ihre Erwartungen an Serviceleistungen auf das Gesundheitswesen übertragen, können nicht alle Player der Gesundheits-Szene diesem Trend folgen. Mediziner:innen sehen sich zunehmend Patient:innen gegenüber, die schon mit einem sehr guten Vorwissen oder, je nach Profil und Infoquelle, mit falschen Vorinformationen in die Praxis kommen. In beiden Fällen sind Ärztinnen und Ärzte gefordert und müssen auf die Situation reagieren können.

An dieser Stelle hat die Industrie eine Chance, die Mediziner:innen mit erweiterten Info- und Ausbildungsangeboten zu unterstützen und auch digitale Tools zur Verfügung zu stellen. Hier ändert sich die Rolle der Firmen, die sich vom Arzneimittel- oder Medizintechnikhersteller zum aktiven Partner der Mediziner:innen wandeln. Sie begleiten Ärztinnen und Ärzte auf dem gesamten Weg von den Kenntnissen und Trainings zu Krankheit und Produkt über das Gesamtpaket der Therapiemassnahmen, bis zum Infomaterial für Patient:innen.

Neue Wege zu Patient:innen

Der Weg zur Verschreibung und zu Patient:innen führt nicht mehr allein über medizinisches Fachpersonal. Viele Unternehmen bieten schon heute erfolgreich online Foren und Tools oder Apps an, die sich an Patient:innen richten. Diese Foren bieten auch erweiterte Angebote, die den Erfolg der Behandlung steigern- können – zum Beispiel Informationen zur besseren Vorsorge und unterstützenden Technologien. Besonders für Patient:innen mit chronischen Krankheiten sind holistische Ansätze, die verschiedene Aspekte ihres Lebens mit der Krankheit adressieren, von grossem Interesse. Ein Beispiel: Diabetes-Patient:innen finden und erwarten heute, dass sie kontinuierlich über Trends in der Ernährung, neue Therapien, präventive Massnahmen für Langzeiteffekte, Insulinspritzen oder Pumpen und Apps informiert werden.

Sie können dadurch ihre Krankheit leichter managen, sich mit anderen austauschen und auch direkten Feedback zu Therapieansätzen geben. Diese wertvollen Daten können anschliessend anonymisiert gesammelt, und für die Optimierung von Therapien genutzt werden.

Foren sind auch oft in der Hand von Patientenorganisationen, die für eine unabhängige, ausgewogene Präsentation von Inhalten sorgen und Patient:innen die Gewissheit geben, dass sie im Forum zu ihrem Krankheitsbild sorgfältig ausgewählte, von unabhängigen Beratern zusammengestellte Informationen erhalten. Die Zusammenarbeit der Industrie mit Patientenorganisationen gewinnt daher an Bedeutung und Vielfalt.

Neue Player werben um Patient:innen

Weltweit erreichte die Zahl von Gesundheits-Apps 2021 bereits 350 000. Die Beliebtheit von Apps zum Managen verschiedener Gesundheitsaspekte ist enorm. Das Angebot wächst exponentiell und bietet neue Business-Modelle für Start-ups aus dem Tech Bereich, die Ihre Apps und Skills der Pharma- und Medtechindustrie anbieten. Die Kooperationsformen zwischen Industrie und Tech Start-ups sind noch nicht ganz etabliert. Apps könnten eine Brücke zwischen Pharma oder Medtech und Patient:innen bieten, indem Patient:innen Zugriff auf Infos und Services bekommen und Ihre Daten für Post-Marketing-Analysen und Weiterentwicklungen freigeben können. Auf dem Weg müssen noch zahlreiche Fragen zur Zulassung, Datensicherheit, Datenqualität, Pharmakovigilanz und zum Nutzen der Apps beantwortet werden. Die Apps werden zunehmend von Wearables ergänzt, die verschiedene Gesundheitswerte abgreifen und sie direkt auswerten oder übermitteln.

Diese neue Schnittstelle zwischen Technik, Pharma und Medtech ist nur ein kleiner Teil von einem Veränderungsprozess, in dem sich die Arznei- und Medtechindustrie allmählich zu Gesundheitsdienstleistern wandeln werden.

Ein erster Schritt

Noch sind Ärztinnen und Ärzte die wichtigsten Vermittler zwischen Industrie und Patient:innen. Doch in beiden Gruppen, bei Mediziner:innen und Patient:innen ändern sich die Erwartungen an die Pharma- und Medtechindustrie gerade massiv. Umso wichtiger wird es, dem medizinischen Fachpersonal den Alltag zu erleichtern und sie mit notwendigem Training sowie Infomaterial zu versorgen. Bei der Erstellung der Inhalte sollte der Fokus nun vom Produkt auf Mediziner:innen und Patient:innen rücken.

Wir unterstützen sie mit unserer Expertise in Marktforschung und Medizinischer Kommunikation sehr gerne dabei, die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppen zu identifizieren und eine patientenzentrische Strategie zu entwickeln. Der erste Schritt ist einfach: nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

Walter Kaiser
  • 20 Jahre Erfahrung im Pharmaagentur-Business
  • > 10 Jahre Erfahrung in verschiedenen Positionen in der Pharmaindustrie
  • Klinische Erfahrung: Innere Medizin
  • Workshop-Moderation D/E
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Walter Kaiser

CEO
Dr. med. MA HSG

Jasmin Lozza

Projektleiterin Medical Marketing und Medical Communication
Dr. sc. ETH

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Research im Schweizer Pharma- und Gesundheitsmarkt.